Die Inhalte dieser Seite sind Bestandteil des Einsatzleiterwiki-Projekts. Sie wurden nicht speziell für Ihre Feuerwehr ausgearbeitet, möglicherweise existieren abweichende Regelungen.
Acetylen
zu treffende Maßnahmen
- massives Kühlen des Behälters
- Umgebungsbrände unbedingt sofort löschen!
- Verhaltensanweisungen an Personen in Gebäuden in der näheren Umgebung geben (z.B. ggf. Glasbruch bei Behälterzerknall).
- So wenig Personal wie möglich im Gefahrenbereich einsetzen:
- 20m für Einsatzkräfte mit Deckung, Hitzeschutzkleidung und Atemschutz
- 50m für Einsatzkräfte mit Deckung
- 300m für Personen ohne Deckung
- Messtechnik
- bei Einsatz eines EX-Messgeräts Kalibrierung beachten/umrechnen
- bei Prüfröhrcheneinsatz Ex-Schutz-Maßnahmen beachten
Manipulation am Ventil
Feuerwehr kommt für wirkungsvolles Ventilschließen meist zu spät!
Ventil nur schließen, wenn:
- reines Gas austritt (kein Ruß)
- Behälter nicht erwärmt ist
- keine Wärmebeaufschlagung stattfand
Austritt nichtbrennend
- konsequent Ex-Schutz einhalten (Funkgeräte, Handys, Lampen, etc.), weitere Zündquellen beseitigen
- bei nichtrußendem Austritt Behälterventil schließen
- erhebliche Ex-Gefahr in geschlossenen Räumen
- Räume belüften (ggf. Ex-geschützer Lüfter erforderlich!?)
- so viele Türen und Fenster wie möglich öffnen (Druckentlastung im Falle einer Explosion)
- Behältertemperatur überprüfen (Zerstörung des Farbanstrichs, Wärmebildkamera, Infrarot-/Fernthermometer, Sprühstrahl, Handrücken (nur wenn Wasser nicht direkt trocknet!)).
- Wenn mehr als handwarm: sofort massiv aus Deckung kühlen (Zersetzungsgefahr)!
- Bei schneller/punktueller Erwärmung jederzeit Behälterzerknall möglich!
Austritt brennend
- Gefahrenbereich räumen
- Bei Ventilbränden > 60 Sekunden das Ventil nicht mehr schließen.
→ Behälter kühlen und brennen lassen. - Ventilbrand nur löschen, wenn die Flamme den eigenen oder einen anderen Behälterkörper erwärmt! Achtung: dann große Ex-Gefahr!
Kühlen erwärmter Behälter
- Kühlen aus der Deckung, wenn möglich unbemannte Monitore
- Sprühstrahl mit großer Wassermenge zum Kühlen verwenden
- nach 30 Minuten die Kühlung unterbrechen und Druckbehälter auf Temperaturanstieg kontrollieren:
- Behälter bleibt für mindestens 10 Minuten allseitig handwarm: mit Ventil nach oben in Wasserbad legen und für 24 Stunden darin kühlen. Wenn unbedingt erforderlich, kann das Wasserbad nun in einen sicheren Bereich transportiert werden.
- Behälter wird wieder warm oder Temperaturkontrolle nicht möglich: für mindestens 24 Stunden aus der Deckung kühlen um Zerfall zu stoppen.
Bei Flaschenbündeln: Diese nicht auseinander nehmen! So kühlen, dass auch die inneren Behälter des Flaschenbündels erreicht werden!
Aufschießen kritischer Acetylen-Druckbehälter
- Nur durch geübte Spezialkräfte von Polizei (SEK) oder Streitkräfte mit geeigneter Ausrüstung (Waffe und Munition)
- Nur, wenn Umgebung dafür geeignet (freies Schussfeld, großer Sicherheitsabstand wegen Querschlägern)
- Der Behälter muss mehrfach mittig getroffen und das dann austretende Acetylen sofort sicher gezündet werden (Munition, Fernzünder)!
besondere Gefahren
- hochentzündlich, größer Explosionsbereich
- neigt zur Selbstzersetzung (chemisch instabil)
- möglicher hydraulischer Behälterzerknall bei Temperaturen größer 100 °C
- bei schrillem Pfeifton höchste Berstgefahr
- Feuerball mit 30 m Durchmesser möglich
- Trümmerflug bis 300 m. Trümmer können Betonwände durchschlagen!
- Wirkt beim Einatmen narkotisierend
abschließende Maßnahmen
- Flaschenbündel nicht auseinander nehmen.
- brandbeaufschlagte Behälter entsprechend kennzeichnen
- Behälter an Hersteller / Lieferant / Eigentümer übergeben
Allgemeine (Vorgehens-)Hinweise
Merkmale Acetylen-Zersetzung
- Selbstzersetzung beginnt ab 300 °C Behälterwandtemperatur, Behälter erwärmt sich dann von selbst weiter
- Austritt rußhaltigen Gases
- im Brandfall rußende/rauchende Flamme
- seltsamer Geruch
- Änderung des Abströmgeräusch
- Stoppen des Austritts kann auch Ventilverstopfung bedeuten, Behälter muss dann nicht leer sein!
Acetylen-Druckbehälter
- Acetylen-Druckbehälter besitzen ein ovales Handrad und einen Bügelverschluss.
- Acetylen ist unter Druck in Aceton oder Dimethylformamid (DMF) gelöst.
→ Kein hohler Klang, auch wenn kein Acetylen mehr im Druckbehälter. - Regulärer Druck bei Behältern älterer Bauart ca. 8,5 bar, bei neuen Behältern bis 19 bar.
- Es dürfen nur für Acetylen explizit zugelassene Druckbehälter-Bergebehälter und Abdicht-Armaturen verwendet werden. Dabei nur nicht funkenreißendes Werkzeug einsetzen!
- Druckbehälter durch Einsatzkräfte wenn möglich nicht Erschütterungen aussetzen
Stoffdaten
Identifikation | |
---|---|
Alternative Namen | Azetylen, Narcylen, Dissousgas, Ethin, Äthin |
CAS-Nr. | 74-86-2 |
Gefahrgutbezeichnung | Acetylen, gelöst oder Acetylen, lösungsmittelfrei |
Nummer zur Kennzeichnung der Gefahr | Acetylen, gelöst |
UN-Nr. | |
Nummer zur Kennzeichnung der Gefahr | Acetylen, lösungsmittelfrei |
UN-Nr. | |
Gefahrzettel | |
ADR-Klasse | ADR-Klasse 2 |
Gasflaschenkennzeichnung | kastanienbraun (vorher gelb) |
ERICard | ACETYLEN, GELÖST - UN 1001 - Gefahrnr. 239 - ERICard-Nr. 2-40 - UN1001 |
Summenformel | C2H2 |
molare Masse | 26,04 g/mol |
Charakterisierung | |
Aggregatszustand | gasförmig |
Farbe | farblos |
Geruch | knoblauch- / gummiartig, in reiner Form schwach etherisch, Geruchsschwelle: 240 ppm = 0,024 Vol.-% |
Brennbarkeit | extrem entzündbar |
Verhalten an Luft | leichter als Luft |
physikalisch-chemische Eigenschaften | |
Schmelzpunkt | -80,8 °C |
Siedepunkt | Kein Siedepunkt bei Normaldruck. |
Dichte | 1,1772 kg/m³ bei 0 °C und 1013 mbar |
Dampfdruck | 42,473 bar bei 20 °C 55 bar bei 30 °C |
Zündtemperatur | 305 °C |
Temperaturklasse | T2 |
Explosionsgrenzen | UEG: 2,3 Vol.-% OEG: 83 Vol.-% |
Relative Gasdichte (zu Luft) | 0,9066 |
Wasserlöslichkeit | 1185 mg/l bei 20 °C |
Wassergefährdungsklasse | Nicht wassergefährdender Stoff |
Explosionsgefahr bei Reaktion mit | Oxidationsmitteln, Sauerstoff, Salpetersäure, Quecksilber, Halogenen, Brandgasen, Calciumhypochlorit, Gold, Kupfer und Verbindungen, Kobalt (fein verteilt) und Verbindungen, Luft, Magnesium, Natriumhypochlorit, Quecksilbernitrat, Schwermetallsalzen, Silber und Salzen, Messing, Kalium (geschmolzen) |
gefährliche Reaktion mit | Alkalihydride, Chromtrioxid, Buten, Kaliumhydroxid, Rubidiumhydrid |
Maßnahmen bei Bränden | |
Brandklasse | |
geeignete Löschmittel | alle |
gefährliche Zersetzungsprodukte beim Löschen | Kohlenmonoxid und Kohlendioxid |
GHS-Einstufung und Kennzeichnung | |
GHS-Piktogramm(e) | |
GHS-Signalwort | Gefahr |
GHS-Gefahrenhinweise (H-Sätze) | H220: Extrem entzündbares Gas. H280: Enthält Gas unter Druck; kann bei Erwärmung explodieren. EUH006: Mit und ohne Luft explosionsfähig. |
GHS-Sicherheitshinweise (P-Sätze) | P210: Von Hitze, heißen Oberflächen, Funken, offenen Flammen und anderen Zündquellen fernhalten. Nicht rauchen. P377: Brand von ausströmendem Gas: Nicht löschen, bis Undichtigkeit gefahrlos beseitigt werden kann. P381: Alle Zündquellen entfernen, wenn gefahrlos möglich. P403: An einem gut belüfteten Ort aufbewahren. |
Einstufung nach Stoffrichtlinie (R- und S-Sätze) | |
Piktogramm | F+ Hochentzündlich |
Risiko-Sätze (R-Sätze) | R 5: Beim Erwärmen explosionsfähig R 6: Mit und ohne Luft explosionsfähig R 12: Hochentzündlich |
Sicherheitssätze (S-Sätze) | S 2: Darf nicht in die Hände von Kindern gelangen. S 9: Behälter an einem gut gelüfteten Ort aufbewahren. S 16: Von Zündquellen fernhalten – Nicht rauchen. S 33: Maßnahmen gegen elektrostatische Aufladung treffen. |
Warnzeichen | |
Warnung vor Gasflaschen | |
Warnung vor explosionsfähiger Atmosphäre |
Lizenzhinweis: Die Daten aus dem Bereich „Stoffdaten“ stammen zu großen Teilen aus der GESTIS-Stoffdatenbank und dürfen daher ausschließlich für nichtkommerzielle Zwecke des Arbeitssschutzes verwendet werden.
Quellenangabe
- Ausbildungsunterlagen Lehrgang ABC 1 an der LFKS Rheinland-Pfalz im August 2007
- Flyer "Merkblatt Acetylen / Wasserstoff", Hessische Landesfeuerwehrschule